
18 Okt. Otto Wagners Wandlung – Titanen-Transformation einer Ikone im Westen Wiens
Nach einem gewonnenen europaweiten Vergabeverfahren, begleite ich die Neubesiedlung und Entwicklung des denkmalgeschützten Otto Wagner Areals in der österreichischen Hauptstadt.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Weggefährtinnen und Weggefährten,
neben vielen feinen Entwicklungsprojekten, die ich in der Privatwirtschaft begleiten durfte und darf, kann ich nun mit Freude und in Demut von einem weltweit unvergleichlichen Projekt – und meinem Beitrag dazu – berichten: Die Wandlung des Otto Wagner Areals auf den Hügeln im Westen Wiens.
Nachdem ich 2023 nach 4.135 Tagen im Dienst der Tabakfabrik Linz meinen Job als Gründungsdirektor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden zurückgelegt habe, wurde ich nun engagiert, um in einem hochkompetenten und motivierten Team mitzuhelfen, das Otto Wagner Areal (kurz OWA) in eine neue Zukunft zu führen.
Unser Auftrag ist es, in diesem einzigartigen denkmalgeschützten Jugendstilensemble mit seinem wertvollen Grünraum, einen Ort zum Nutzen aller am Stadtbeginn von Wien zu erschaffen. Für den langen urbanen Entwicklungsprozess, dessen Grundlagen in einem 2013 abgeschlossenen Mediationsverfahren und einem Gemeinderatsbeschluss festgelegt wurden, bricht nun eine neue Periode an. Die Protomoderne!
Eine Titanen-Transformation, weg von 120 Jahren klinischer Nutzung hin zu einem noch nicht beschreibbaren offenen Ort für Kunst, Kultur, Bildung, Wissenschaft, Gedenken und Erleben. Vorhaltig und klimafit. Ein Stadtteil gleich hinter der Gegenwart, grün und luftig, neu eingerichtet in den so robusten wie schönen Mauern aus dem vergangenen Jahrhundert.

Die geschichtsträchtigen Jugendstil-Bauten auf den Steinhofgründen in Wien Penzing, Anfang des 20. Jahrhunderts von Otto Wagner als Heilanstalt geplant, werden seit diesem Jahr nicht mehr vom Wiener Gesundheitsverbund genützt. Für das denkmalgeschützte Ensemble in Stadtrand-Grünlage – den Wienerinnen und Wienern als „Baumgartner Höhe“ ein Begriff – schrieb die Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH ein EU-weites Vergabeverfahren zur Neuentwicklung des Areals aus.
Da ich das Verfahren für mich entscheiden konnte, werde ich ab sofort für längere Zeit und mit echter Begeisterung an den Hängen des Gallitzinbergs mitwirken, diese Jahrhundertchance für Wien und das gesamte Land zu nützen. Vor Ort lasse ich mich gerne vom Planungsgenie Otto Wagners und seiner Kollegen Franz Berger und Carlo von Boog bannen, wie einst Odysseus von Kirkes Magie.
Der Zauber des Otto Wagner Areals ist ebenso groß wie die Herausforderung, diesen Standort von Weltgeltung, seine stilprägenden Bauten und seine großzügigen Parkflächen, für die urbane Zukunft zu entwickeln. Das Team speist die Zuversicht, an diesem Ort, der ursprünglich der Forschung, Heilung und Mitmenschlichkeit gewidmet war, eine neue Gründerzeit anbrechen zu lassen, in der diese Werte zu zeitgemäßer Tragfähigkeit finden.
Die Dimensionen: Eckpunkte einer Herausforderung
Das Otto Wagner Areal beeindruckt allein durch seine Ausmaße. Die Pavillons befinden sich auf einer Fläche von 270.000 Quadratmetern. Die gesamte Anlage misst eine Fläche von knapp 1 Million Quadratmetern. Dagegen sehen die 38.148 Quadratmeter der fabelhaften Tabakfabrik Linz vergleichsweise winzig aus.

Die weitläufige Parklandschaft, ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wienerinnen und Wiener, umgibt zum einen die Kernzone des Otto Wagner Areals mit zahlreichen Pavillons, dem bezaubernden Jugendstiltheater sowie der über dem Ensemble thronenden Kirche St. Leopold am Steinhof. Otto Wagner hat den bedeutendsten Sakralbau des Jugendstils geplant, die Entwürfe der Glasfenster stammen von Kolo Moser.
Bei der Entwicklung des Areals gilt es, das westlich des Kernareals gelegene Gelände der Klinik Penzing sowie den Wirtschaftstrakt im Osten als Nachbarschaft zu berücksichtigen. Insgesamt warten 34 Objekte auf neue Nutzerinnen und Nutzer.

Der Auftrag ist umrissen, meine Rolle definiert
Ich trage ab sofort die Mitverantwortung für das Onboarding am Areal. Wir suchen und finden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die zum einen in den Pavillons Quartier beziehen, zum anderen durch ihr Tun und ihre Netzwerkfähigkeiten das gesamte Otto Wagner Areal in Wert setzen.
Als Kurator:innen dieses Prozesses kommen uns die Erfahrungen aus der Tabakfabrik Linz zugute. Auch dort ging es um die glaubhafte Neupositionierung eines stadtprägenden Ensembles sowie um die Erarbeitung und konsequente Umsetzung einer Kommunikationsstrategie, die das Vertrauen der neuen Nutzer:innen in den Standort und das im Wachsen begriffene Netzwerk stärkte. Für das Otto Wagner Areal gilt das ebenfalls: Wollen wir mit der Neuansiedlung am Standort Geschichte schreiben, müssen wir gute Geschichten erzählen.

Wohin und mit wem wollen wir das Otto Wagner Areal entwickeln?
Mit unserer Auftraggeberin, der Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH, einer Tochter der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, teilen wir eine Vision: Das Otto Wagner Areal soll in einigen Jahren ein Standort sein, an dem Menschen unterschiedlicher beruflicher Backgrounds in einer offenen Kollaborationskultur an einer „Wiege neuen Wissens“ zimmern. Ein Standort, an dem Bildung, Wissenschaft, Kunst, Forschung und Technologie synergetisch gedeihen. Ein kommunikativer und kreativer Ort des Zusammenarbeitens mit hohem Wohlfühlfaktor und perfekter Anbindung in die Innenstadt.
Eine Innovationsökologie, von der wesentliche Impulse für eine lebenswerte Zukunft in der Stadt, im Land und auf unserem Planeten ausgehen. Aber auch ein Standort, dessen wechselvolle Geschichte die Nach- und Neunutzer:innen zu ethisch-humanistischen Standards verpflichtet. In den ehemaligen Kliniken am Spiegelgrund, heute Teil des Otto Wagner Areals, beging eine ideologisch korrumpierte Wissenschaft zahlreiche Verbrechen im nationalsozialistischen Krieg gegen das „unwerte Leben“. Das Otto Wagner Areal bleibt deshalb auch nach seiner Neubesiedelung ein Ort des Gedenkens.
Roter Teppich für alle!
Die oben skizzierte Vision lässt sich nicht von heute auf morgen verwirklichen. Aber je früher ein aktives Community-Management damit beginnt, die Kunde von der Qualität des Standorts und vom Potenzial des Netzwerks zu verbreiten, umso besser. Deshalb setzen wir in einer ersten Entwicklungsphase, in der die bestehende denkmalgeschützte Bausubstanz zukunftstauglich revitalisiert wird, auf sinnvolle Pionier- und Zwischennutzungen. Sie helfen mit, die Attraktivität und den Chancenreichtum des Otto Wagner Areals zu kommunizieren.
Die Vermeidung von Leerständen und die zeitnahe Ausbildung von Netzwerkknoten sind genauso wichtig, wie die Geschwindigkeit der Umbaumaßnahmen – Pop-Up sticht Shut-Down. Dass sich die neuen Pionier:innen am Areal zu erfolgreichen dauerhaften Nutzer:innen entwickeln, ist aus unserer Sicht nicht nur denkbar, sondern erwünscht. Parallel dazu verhandelt das Community-Management mit einer Vielzahl an Institutionen und Unternehmen, die dem oben genannten Profil entsprechen und eine Arbeitsumgebung mit hohem Vernetzungsgrad schätzen. Sie sollen ebenfalls als permanente Nutzer:innen gewonnen werden.
Das Otto Wagner Areal ist und bleibt ein öffentlicher und offener Ort. Denkbar sind hier etwa Living-Labs also Reallabore, um Prototypen neuer Arbeits- und Lebensformen zu erproben oder etwa Unterkünfte für Studierende. Sonderwohnformen werden auf Möglichkeiten geprüft.

Dem Community-Management kommt auch die Aufgabe zu, die Interessen der neu Angesiedelten mit denen des Denkmal- und Ensembleschutzes sowie den Bedürfnissen jener Menschen auszubalancieren, die im Areal ihre Freizeit verbringen. Sei es im kontemplativen Genuss der Parklandschaft, sei es als Besucher:innen der Gedenkstätte, von Veranstaltungen oder der Jugendstilbauten selbst.
Otto Wagner hat vor über hundert Jahren ein faszinierendes Ensemble entworfen. Die Menschenwürde war sein Maßstab. Sie wird auch unsere Mission sein, die wir beharrlich und mit großer Demut vor Wagners Genie verfolgen werden.
Abschließend möchte ich mich noch einmal bei der Auftraggeberin, der Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH, für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken. Und bei den Verantwortungsträger:innen der Stadt Wien und den beteiligten Teams für das herzliche Willkommen!
In dieser wunderschönen und lebenswerten Metropole einen Beitrag für deren blühende Zukunft leisten zu dürfen macht glücklich, ist faszinierend und voll Sinn. Die lebenswerteste Stadt der Welt wird mit diesem Areal jedenfalls ihren Vorsprung ausbauen und den Wiener:innen eine wunderbare dienende Zone schaffen.

Pioniere, Interessierte und Entdecker:innen aufgepasst: Wer plant, mit seiner Organisation nach Wien zu gehen, ein Unternehmen zu gründen und dafür den perfekten Ort sucht, der findet mich für die Kontaktaufnahme und einen Lokalaugenschein unter cm@chrismueller.at