La Biennale di Venezia: Pfähle, Pfade und eine Pionierin 

Amerigo Vespucci segelte ins Unbekannte, entdeckte Amerika und gab Venezuela seinen Namen: Klein-Venedig. Wir fuhren in das originale Venedig, entdeckten die Architektur-Biennale und eine Genossenschaft für kommende Projekte.

Kolonien: Amerika & Venezuela

Der italienische Kaufmann, Seefahrer, Navigator und Entdecker Amerigo Vespucci wurde zum Namensgeber Amerikas. Er war auch der erste Europäer, der auf verschiedenen Expeditionen zwischen 1497 und 1504 die Küsten Südamerikas mit eigenen Augen sah. So stammt der Name des Landes Venezuela ebenfalls von Vespucci. Das von ihm entdeckte Gebiet des Maracaibo-Sees erinnerte ihn durch die Pfahlbauten der dort Einheimischen an die heimatliche Lagunenstadt Venedig. Und Venezuela bedeutet eben Klein-Venedig.

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Wir von CMb.Industries waren auf der 18. Internationalen Architektur Biennale in Venedig, um mit eigenen Augen zu sehen und aller anderen Sinne zu spüren, was im Lagunen- „Laboratory of the Future“ zusammengebraut wird.

Kleine Welt im großen Venedig

Die Architektur-Biennale 2023 soll – laut Kurator:innen – die erste große Ausstellung dieser Art sein, nämlich eine, die den Prozess zur Erreichung der Klimaneutralität in der Praxis erprobt und darüber hinaus über die Themen Dekolonisierung und Dekarbonisierung reflektiert. Also Themen und Problemfelder, die zum Teil wohl auch mit Amerigo Vespuccis Reisen an Fahrt gewonnen haben. Und, die gut zu Venedig passen, zu einer Stadt, die selbst vom Klimawandel und steigendem Wasser bedroht ist und schon dadurch ein Labor der Zukunft ist.

Lost & Found

Gefunden haben wir Pavillons voller sinnlich aufbereiteter Probleme, aber, um ehrlich zu sein, keine zugkräftigen Utopien oder Visionen. Keine Pfade, aber eingeschlagene Pfähle, auf denen man solche errichten kann. Eine Aufbruchsstimmung im Sinne Vespuccis war nicht zu spüren. Trotzdem war es für uns eine persönliches Segel setzen.

Pionierin und Partnerin

Als Auftakt zu einem wirklich nachhaltigen Immobilien-Projekt, begleitete uns eine der Auftraggeberinnen für drei Tage in die Weltkultur-Stadt an der Adria. So hatten wir die Chance mit dieser bemerkenswerten und erfolgreichen Pionierin über ihre Ideen, Ziele und Nicht-Ziele, Visionen und Missionen zu reflektieren – eine hervorragende Basis für die zukünftige Kommunikation und Gestaltung. Davon abgesehen, menschlich und inhaltlich eine echte Bereicherung für das gesamte Team, wofür wir dankbar sind. Ein solch feinstoffliches Fundament ist ein hervorragendes Baumaterial für das kommende Gebäude und sollte eine Blaupause für künftige Projekt-Starts sein. Dieses Learning werden wir nun versuchen in unterschiedlichen Formen in all unsere Vorhaben einzubauen.

Gondelschafft

Sowohl für unsere Auftraggeberin als auch für meine Kolleginnen von CMb.industries und mich steht fest: Wer gemeinsam genießt, wird zur Genossenschaft! Davon kündet auch schon die Herkunft des Wortes Genosse (althochdeutsch: ginoz – jemand, der mit einem anderen etwas genießt, Nutznießung hat). Denn die üppigen Tage voller Entdeckungsfreude, Kunst, Kultur, Kulinarik, Geschichte, Projektideen sowie Privatem haben uns zu Genoss:innen gemacht. Also zu jenen, mit denen man gemeinsame Erfahrungen in einem bestimmten Bereich teilt, jenen, die dieselben Ziele haben und auf die man sich aus diesem Grund verlassen kann.

Gefunden haben wir daher vieles. Amerigo Vespucci wusste auch nicht exakt, worauf er stoßen würde. Etwas gilt damals wie heute: Wir müssen unsere Stätten verlassen, hinausgehen, Inspiration sammeln, genießen um Genoss:innen zu werden und Erfahrungen zu ernten.